Rems-Murr-Kreis (Druckversion)
Autor: Pressestelle
Artikel vom 02.04.2024

Landesweites Pilotprojekt „Amphibienschutz und Waschbärmanagement“ im Rems-Murr-Kreis

Pilotprojekt "Amphibienschutz und Waschbärmanagement"soll landesweite Lösungen zum Amphibienschutz erarbeiten
Symbolbild Waschbär, Quelle: Pixabay

Waschbären gefährden einheimische Amphibienarten / Pilotprojekt soll landesweite Lösungen zum Amphibienschutz erarbeiten

 

In den letzten Jahren häufen sich im Rems-Murr-Kreis Meldungen über Kadaver von Erdkröten an den Laichgewässern. Aufnahmen mit Wildtierkameras und Trittsiegel im Gelände konnten den Waschbären dabei als Beutegreifer der Amphibien identifizieren. An einem Laichgewässer im Landkreis wurden in diesem Jahr allein über 500 tote Erdkröten gezählt. Außerdem liegen auch Kadaverfunde von Feuersalamandern und den streng geschützten Gelbbauchunken vor. Für die Gelbbauchunke hat Baden-Württemberg eine besondere Schutzverantwortung zur Arterhaltung innerhalb der EU. Inwieweit Waschbären Einfluss auf Amphibienbestände haben, wird kontrovers diskutiert. Aufgrund der im Rems-Murr-Kreis gemachten Beobachtungen gehen die Fachleute der unteren Naturschutzbehörde davon aus, dass der Waschbär durchaus einen negativen Einfluss auf die Bestände einzelner Amphibienarten haben kann.

Um genauer zu untersuchen, wie die negativen Auswirkungen des Waschbären auf Amphibienpopulationen minimiert werden können, wird im Rems-Murr-Kreis aktuell das Pilotprojekt „Amphibienschutz und Waschbärmanagement“ durchgeführt. Hauptziel des Pilotprojektes ist es, Konflikte in Bezug auf den Amphibienschutz zu identifizieren, passende Maßnahmen zu erproben und so Musterlösungen zu entwickeln, die landesweit Verwendung finden können.

Das Projekt umfasst drei Projektgebiete, die sich jeweils an Laichgewässern in Aspach, Oppenweiler und Schorndorf befinden. Vor Ort wird einerseits untersucht und ausgewertet, wie oft sich Waschbären im Jahresverlauf an Amphibienlaichgewässern aufhalten. Ebenfalls wird erhoben, wie viele und welche Amphibien an diesen Stellen von Waschbären im Jahresverlauf erbeutet werden. Für den Schutz der Amphibien, werden an Laichgewässern verschiedene Maßnahmen in der Praxis getestet. An einzelnen größeren Laichgewässern werden Elektrozäune aufgebaut, die dem Waschbären den Zugang zum Gewässer unterbinden. An anderen kleinen Laichgewässern der Gelbbauchunke wird zudem erprobt, wie der Waschbär mit Abdeckungen abgehalten werden kann. Das Projekt beinhaltet auch die Tötung von Waschbären in der unmittelbaren Nähe von einzelnen Amphibienlaichgewässern mittels Fallen. Eine flächendeckende sowie intensive Bejagung im Rems-Murr-Kreis ist dagegen nicht Bestandteil des Projekts und stellt auch keine wirksame Methode der Bestandsregulierung dar. Vielmehr steht im Vordergrund, die Amphibien vor den Waschbären durch eine gezielte Entnahme des Waschbären in Kombination mit Präventionsmaßnahmen an besonders schützenswerten Biotopen zu schützen.

Das Pilotprojekt läuft unter der Federführung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Projektbeteiligt sind die Untere Naturschutzbehörde, das Kreisforstamt und der Wildtierbeauftragte des Rems-Murr-Kreises sowie Vertreterinnen und Vertreter von Forst BW und der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg. Das Projekt wird voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen.

 

Info

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Waschbären liegt in Mittel- und Nordamerika. Waschbären wurden aufgrund der Pelzgewinnung nach Europa eingeführt. Wegen des ökologischen Schadenpotentials wird der Waschbär seit 2016 auf der Unionsliste der invasiven gebietsfremden Arten geführt. Es ist nicht bekannt, wie viele Waschbären es im Rems-Murr-Kreis gibt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Waschbären im Rems-Murr-Kreis flächendeckend vorkommen. In Jagdstreckenstatistiken wird die Anzahl erlegter und verendeter Wildtiere dokumentiert. Das ist die einzige mehrjährige und flächendeckende Informationsquelle über Wildtiere. 2022 wurden dabei 1292 Tiere im Rems-Murr-Kreis und 6.332 Tiere in Baden-Württemberg gezählt. Die Gesamtstrecke in Baden-Württemberg liegt bei 6.332 Tieren.

  

(firat/02.04.24)

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